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Welt der Leere mit Tusche

-Die Bambus-Gemälde von Kim Hyeon-gyeong als Schwerpunkt-

△Oh Se-gwon (Kunstkritiker und Professor an der Daejin Universität)

 

Als eine der wichtigen Maltechniken in der traditionellen Kunst Koreas existierte die Tuschmalerei für lange Zeit als Gegenpol zur Farbmalerei. Anders als die Farbmalerei, die von professionellen Malern vom Amt für Malerei betrieben wurde, wurde die Tuschmalerei von den adligen Schichten genossen und entwickelt, wodurch sich die Farb- und die Tuschmalerei in der Kunstwelt in einer gegenüberstehenden Beziehung befanden. Da wurde die Tuschmalerei zu einem wichtigen Darstellungsmittel in der koreanischen Kunst. Insbesondere auf den Überzeugungen, dass der Darstellung per Tusche asiatische geistige Werte innewohnen, und auf den diesbezüglichen Argumenten basierend mussten die Ausdrücke der koreanischen Malerei mit dem, in der Tuschmalerei angestrebten Geist bewaffnet sein und die koreanische Kunstszene setzte darauf, mit der Tuschmalerei den koreatypischen Geist aufzunehmen.

 

Anfang der 1980er Jahre verbreitete sich in der koreanischen Kunstlandschaft die Tuschmalerei weit. Nach der japanischen Kolonialherrschaft (1910-1945) wurde die Farbmalerei als Kunstströmung betrachtet, die von der japanischen Kunst beeinflusst wurde, so dass die Tuschmalerei in der modernen koreanischen Kunstszene als eine Art Mainstream etabliert wurde. Mit verschiedenen Experimenten und Ausdrucksweisen erlebte die Tuschmalerei in den 1980er Jahre ihre Blütezeit.

 

In letzter Zeit wird Tusche allerdings immer weniger in malerischen Darstellungen verwendet. Dem Wandel der Zeit entsprechend treten auch in der koreanischen Malerei gewisse Veränderungen auf. Dennoch stellen viele koreanische Künstler die Tuschmalerei in den Mittelpunkt ihrer kunstschaffenden Tätigkeiten. Eine davon ist Kim Hyeon-gyeong, die Künstlerin, die auf der Tuschmalerei basierend Werke kreiert.

 

Bambus als Thema und Tusche als Stoff genommen, erschafft die Künstlerin Kim in ihren Werken die Welt der “absoluten Leere”. Einerseits bezieht sich die „absolute Leere‟ auf die Befreiung von allen weltlichen Gedanken, wenn sie sich mit dem Entwurf von Werken beschäftigt. Wenn sie, von allen Ereignissen in ihrem Alltag abgewandt, in der Ruhe meditiert und ihr Herz frei von profanen Gedanken wird, kommen ihr ganz natürlich verschiedene Bambus-Motive in den Sinn, die sie in ihren Werken zum Ausdruck bringt. Andererseits bedeutet die „absolute Leere‟ die Harmonie, die in Freiräumen zum Ausdruck kommt. Das heißt, Kim drückt bei ihren schöpferischen Tätigkeiten die Kunstwelt aus, die von der „absoluten Leere durch Meditation‟ und von der „absoluten Leere durch Freiräume‟ geprägt ist.

 

Über den Bambus bringt sie mit Tusche die Lebensenergie der Natur zur Entfaltung. Statt den einzelnen Bambus detailliert zu malen, konzentriert sie sich auf den Bambuswald, der sich geradlinig erstreckt, so dass Robustheit und Harmonie der natürlichen Lebewesen vermittelt werden. Diesbezüglich sagte Kim Hyeon-gyeong: “... In meinen Werken birgt sich die Natur. Das besondere Thema ist dabei der Bambuswald. Wenn ich meine Augen entlang den aufrecht nach oben gewachsenen Bambussprossen wandern lasse, dann richten sie sich unbemerkt gegen Himmel. Der Himmel und der Bambus stehen im Einklang. Da überkommt mich der Gedanke, dass ich auch ein Teil der Natur bin. ... Ruhig schließe ich die Augen und schenke Geräuschen Gehör: Windwehen, Rascheln von Bambusblättern im Wind, Vogelgezwitscher und Gesang von unsichtbaren Insekten. Wenn ich eine Weile die Augen zumache, werde ich zu einem Bambus. Den Geist geleert und von allen Gedanken befreit, werde ich von der Natur fasziniert und verliere mich darin. ... Ich gebe Motive des Bambuswaldes mit Tusche wieder. Durch die Nutzung der subtilen Farbe der Tusche male ich das in den Bambuswald hineinfallende Licht, rauschende Bambusblätter und den im Wind tanzenden Bambus.‟

 

An ihren Worten ist erkennbar, dass Kim den als Naturmotiv symbolisierten Bambus mit Tusche darstellt. Außerdem soll der in ihren Werken dargestellte Bambus ein Naturmotiv sein, in dem die Bilder, die sie im Wald bei der Meditation mit geschlossenen Augen erlebt, und Windgeräusche harmonisch in Einklang stehen.

 

In Kims Werken wird der Bambus unterschiedlich dargestellt: Zuerst ist er in konkreter oder in vager und etwas abstrakter Form wiedergegeben. Meistens bildet der Bambus in ihren Gemälden einen Wald und sie stehen für neue Lebensenergie. Es lässt sich auch der Bambus finden, der in den Momenten erfasst wurde, als dessen Zweige zum Himmel emporsteigen oder im Wind schwingen. Durch die leeren Räume wird zum Beispiel die Lichtströmung, die wie das Eindringen des Sonnenlichts in den dichten Bambuswald wirkt, dargestellt. Andererseits geben sie einem auch das Gefühl, als würden sie den Nebel im Bambuswald wiedergeben.

 

An diesen Stellen flackert widerum die Silhouette des Bambusses, als würde man ihn durch das Fenster betrachten. Darüber hinaus ist auf der Fläche eine schichtartige Komposition zu finden, in der sich abstrakte und konkrete Formen gleichzeitig überlagern. In der Fläche in Tuschfarbe liegen Echo von Natur verborgen, was die Lebensenergie vermittelt. Die Harmonie zwischen den mit Tusche gezeichneten Bambusbäumen und den je nach Pinselstrich variierenden Freiräumen weist einen zentralen Teil in der Komposition der gesamten Bildfläche auf.

 

Ursprünglich wurde der Begriff „absolute Leere (虛靜)‟ im Daoismus als Methode zur Übung der Selbstdisziplin betrachtet und das Kapitel 16 des Klassikers 『Tao Te Ching (auch Laozi genannt), der als Hauptwerk des Daoismus gilt und vom chinesischen Philosophen Laozi geschrieben wurde, lautet: Schaffe Leere bis zum Höchsten!/ Wahre die Stille bis zum Völligsten! Dieser absolute leere Zustand in diesem Buch ist die Endstation, zu der die Schöpfung nach dem Gedeihen zurückkehrt. Dies bezeichnet den Zustand, in dem man sich nicht mehr an allen weltlichen Begierden und Wissen klammert und sich in Ruhe der Kontemplation über die Welt hingibt, oder den Zustand, dass das Nichtstun praktiziert und es nichts geben wird, das getan wird.

 

Nur wenn man diesen absoluten leeren Zustand bewahrt, kann man die wahre Freiheit erlangen und im Wunder des Tao eintauchen. Im Buch 『Zhuangzi』, das als weiterer Klassiker im Daoismus gilt, wurde ein noch entwickelter Begriff von dieser absoluten Leere als im Buch 『Laozi』 angenommen und auf ästhetische Ebene angehoben, wodurch dieser Zustand als wichtige Kategorie in der klassischen chinesischen Ästhetik etabliert wurde.

 

Die Künstlerin Kim setzt den Begriff „absolute Leere‟ als ihr schöpferisches Konzept ein und unternimmt einen Versuch der Neuinterpretation dieses Begriffs. Bei der Konzeption schiebt sie alle nebensächlichen Gedanken weg und sie geht still sitzend Meditationen nach. Die Motive, die inmitten der Meditationen zuerst nur verschwommen auftauchen, hält sie in ihren Werken fest. Vor allem widmet sie sich der schlichten Darstellung der Bambusmotive mit Tusche, des Themas, das für lange Zeit ihre Werke begleitet. Indem sie die Bambusmotive löscht und diese „absolute Leere‟ schafft, füllt sie paradoxerweise die Leinwand mit Bambusmotive aus. Durch die harmonische Darstellung von Tuschestrich und Freiraum auf der Bildfläche werden die Bambusmotive als „absolute Leere‟ wiedergegeben. Auch in diesen Freiräumen wird diese „absolute Leere‟ nicht absichtlich, sondern natürlich zur Geltung gebracht.

 

Wie oben ersichtlich, strebt Kim Hyeon-gyeong nach einer Kunstwelt von der Leere, die, den Bambus als Thema genommen, mit Tusche kreiert wird. Die Schaffensweisen von dieser „absoluten Leere‟, die sich damit auseinandersetzen, wie das Leere-Konzept, bei dem es um die emotionale Zurückhaltung und die Außerachtlassung von Nebensächlichen geht, und die Darstellung von Freiräumen zusammengeschlossen harmonisch zum Ausdruck gebracht werden können, sollen ihre künstlerischen Darstellungsweisen zur Vertiefung und Erweiterung führen.

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